Er ist in Deutschland geboren und aufgewachsen, hat einen deutschen Pass und spricht perfekt Deutsch. Eren Güvercin ist ein typischer „Neo-Moslem“. So zumindest bezeichnet der Journalist die Generation junger deutscher Muslime, der er selbst angehört und die sich diesem Land längst zugehörig fühlt.
Eren Güvercin lässt in seinem Buch mit dem Titel „Neo-Moslems – Porträt einer deutschen Generation“, das im April im Herder Verlag erscheint, vor allem junge deutsche Muslime zu Wort kommen und zeigt deren Lebenswirklichkeit auf. Der Autor, geboren 1980 als Sohn türkischer Eltern in Köln, hat die negativen Etikettierungen bezüglich seiner Herkunft und Religion satt.
„Es gibt immer diese Zuschreibungen, wie etwa die jungen türkischstämmigen oder arabischstämmigen Deutschen haben Identitätsprobleme, sitzen zwischen zwei Kulturen. Das ist meiner Meinung nach ziemlicher Schwachsinn. Wir sind Teil dieser Gesellschaft, fühlen uns hier wohl und lieben die deutsche Kultur.“ Eren Güvercin
Deutscher und zugleich Muslim sein – Selbstverständlich
Warum sich diese Erkenntnis nicht längst schon in den politischen und medialen Debatten durchgesetzt hat , kann Eren Güvercin nicht verstehen. Noch immer würden dort Muslime, egal aus welchem Land ihre Vorfahren kämen, pauschal über einen Kamm geschoren, bemängelt der Autor. „Der Islam“ sei weder eine Ethnie noch türkische oder arabische Kultur und könne deshalb auch problemlos in einem europäischen Kulturraum integriert werden. Doch leider sei das bisher kaum kritisch reflektiert worden. Denn sowohl in Dialogveranstaltungen als auch auf Konferenzen, wie dem Islam-, oder Integrationsgipfel würden seit zehn Jahren die gleichen muslimischen Verbandsfunktionäre eingeladen, die ihre Standardsätze abspulen, kritisiert Eren Güvercin. Er fordert einen Wandel in den Medien und in der Politik. Zugleich appelliert er an die jungen Muslime öffentlich nicht mehr nur auf Zuschreibungen zu reagieren, sondern auch zu agieren.
„Zu selten trauen sich junge Muslime die Bilder zu brechen und auch mal Position zu beziehen zu Themen, die alle Menschen hier in Deutschland oder Europa beschäftigen, wie zum Beispiel die Finanzkrise. Also ganz normale Themen, die nicht auf das Muslimsein reduziert werden, bei denen man als Muslim vielleicht eine andere Sicht auf die Dinge hat, die auch für alle anderen Menschen relevant sein kann.“ Eren Güvercin
Neue Ansätze in der Integrationsdebatte
Nicht trotz sondern gerade wegen ihres Migrationshintergrundes könne die junge muslimische Generation das Land positiv verändern, meint Eren Güvercin. Er schlägt eine „Alternative Islamkonferenz“ vor, in der sich nur Muslime in einer geschützten Zone treffen, in der sie untereinander sein und über alles reden können. In seinem Buch „Neo-Moslems“ sucht Eren Güvercin nicht nur Antworten auf viele offene Fragen, sondern zeigt auch, mal ernst, mal polemisch und witzig, warum die üblichen Abgrenzungsreflexe nicht mehr funktionieren.
„Wann hört denn der Migrationshintergrund auf? Werden auch meine Enkel noch einen Migrationshintergrund haben? Lasst uns doch einfach mal über den Vordergrund reden, Hintergründe sind doch langweilig.“ Eren Güvercin
http://www.br.de/radio/b5-aktuell/sendungen/interkulturelles-magazin/neo-moslems102.html
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